Tourbericht: XC-Trail auf Hoheward im Winter

Erstens kommt es anders – zweitens als man denkt. Kennste ’ne? Eigentlich wollte ich recht früh am Samstagmorgen (7.1.2016) raus aus den Federn und zu einer rund 30 Kilometer langen Tour starten. Mein Ziel war den Sonnenaufgang von der Halde aus zu genießen. So packte ich Abends schon meinen Rucksack, legte mir die Klamotten raus und lud die Akkus der Lampen. Als fürsorglicher Familienvater wollte ich die morgendliche Ruhe nicht durch wildes kramen in den Schränken stören.

Gegen vier Uhr weckte mich erst der Kater und gegen sechs Uhr – pünktlich – der pampersbestückte Nachwuchsbiker. Windeln wechseln, Kaffee an, läuft wie geplant. Blick aus dem Fenster: Verdammt! Was’n da los? Schnee? Echt jetzt? Warum? Stand nicht auf dem Plan. Dummerweise hatte ich die Arsch… äh, Schneekarte. Also fix das weiße Zeug wegfegen, streuen und – wenn ich schon mal draußen war – Brötchen für die Familie holen. Zum Glück machte der Bäcker umme Ecke schon um sieben auf.

Die Halde Hoheward im Winter.

„Du hast Hummeln im Arsch“ – so die treffende Diagnose meine besseren Hälfte. Ach wie recht sie doch hatte. Eigentlich wollte ich um die Zeit irgendwo auf der Halde sein. Mit dem zweiten Schneeschauer kam Winterromantik auf. Ach was soll’s – nehme ich halt das Enduro. So packte ich mich in meine drei Hosen, vier Oberteile (Jacken mitgerechnet), Fleece-Mütze, Handschuhe, dicke Socken und Winterschuhe, holte mein Conway WME aus dem Winterschlaf (im Winter bin ich meistens mit dem Hardtail unterwegs) und startete Richtung Halden.

Die Bedingungen waren besser als gedacht. Der Schnee papte nicht am Reifen und knarschte schön. War zwar schon ein bissl rutschig – aber OK. Nach ein paar Kilometer spürte ich von der Kälte nicht mehr viel (was aber vielleicht auch an meinem Trainingsdefizit im Winter lag).

Das Conway WME vor der verschneiten Halde.

Ich bin noch nie im Winter bei Schnee auf irgendwelchen Trails unterwegs gewesen. Meine letzte Begegnung mit Schnee unter einem Fahrrad war, als ich noch mit diesem zur Schule gefahren bin. Das war irgendwann in den 90er – und da gab’s noch richtigen Winter. Dummerweise bin ich damals auch regelmäßig unfreiwillig abgestiegen. Aber irgendwas ist ja immer…

Erstaunlicherweise ging’s mit dem Conway bergauf ohne Probleme. Die Räder hatten echt viel Grip und drehten nicht durch. Problematisch wurd’s dann schon eher auf den breiten Wegen zwischen den Passagen. Da versteckte sich gerne mal eine Eisplatte unter dem Schnee. Einmal hätte es mich fast zerlegt, doch das WME ließ sich echt gut abfangen. Eine weitere Herausforderung erwartete mich in den Abschnitten des Rundkurses, auf denen es hauptsächlich bergab geht. Die Anliegerkurven waren auf der eigentlichen Ideallinie – oben – zu glatt und ich rutschte ins Kurveninnere. Dort waren die zahllosen Spurrillen aber festgefroren. Entweder rutschte ich aus der Spur oder die Reifen verloren wieder den Grip und ich hoppelte unkontrolliert rum. Diese blöden Rillen hatten es echt in sich. Also fuhr ich einfach eine andere Linie und suchte mir die Stellen aus, die vertrauenswürdiger aussahen. Da ging’s dann über Ecken, die ich sonst nie gefahren wäre. Oben auf dem Horizont Observatorium genoss ich kurz den Ausblick über das winterliche Ruhrgebiet. Hier pfiff einem der Wind doch recht ordentlich um die Ohren. Gefühlt waren’s minus zehn Grad – dezent ungemütlich. Von oben ging’s dann nur noch runter. Dummerweise liegen diese Trails wohl auf der „Wind-Seite“, denn es war sauglatt. Hatte ich an anderen Stellen noch ein gutes Gefühl unter den Reifen, blockierte das Hinterrad schon beim Anblick der Bremse. Lenken ging noch – aber so gerade eben. An manchen Passagen blieb nur noch Schieben – Safety First! Was aber dank meiner Winterbike-Schuhe aber auch irgendwie ’ne blöde Idee war. Wirklich besser war’s auch nicht.

Ein Selfie musste sein…

Egal – irgendwann kam ich dann unten an der Zeche Ewald an. Den Heimweg verlängerte ich über die Resser Mark, am Zoom vorbei und über die Halde Pluto. Das sei aber nur der guten Ordnung halber erwähnt. Fazit: Eine Erfahrung, die ich gerne gemacht habe. Mit der richtigen Fahrtechnik kommt man als Mountainbiker auch mit solchen Bedingungen – Schnee und unterschiedlichen Streckenverhältnissen – sehr gut klar. Außerdem war ich erstaunt, wie sicher sich mein Enduro bewegen ließ. Zugegen, an der einen oder anderen Stelle hätte ich’s besser machen können. Aber der nächste Winter im Pott kommt bestimmt.

PS: Ich weiß, heute lag kein „richtiger“ Schnee. Sondern nur eine recht dünne Schicht. Im Tiefschnee sieht das alles auch wieder anders aus. Aber auch das steht noch auf meiner Agenda. Dann aber bitte mit einem standesgemäß „fat-tem“ Bike.